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26.08.2018

Kardiologie: Prof. Halle ist neuer designierter Präsident der EAPC

Wenige Tage vor dem internationalen Sportkardiologie-Kongress in München ist Prof. Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU München, für die Amtsperiode 2020 bis 2022 zum Präsidenten der European Association of Preventive Cardiology (EAPC) der European Society of Cardiology (ESC) gewählt worden. Wir gratulieren!

Von heute an bis 2020 fungiert Prof. Halle als President-Elect der EAPC. Die Gesellschaft und ihre mehr als 6.700 Mitglieder engagieren sich in der Forschung und Aufklärung der Prävention und Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Interview

Welche Ziele er sich für das Amt des designierten Präsidenten gesetzt hat, was Bluthochdruck-Patienten durch eine Sporttherapie erreichen können und warum er bei der Betreuung der Patienten im Bereich nachhaltige Lebensstilumstellung großen Nachholbedarf in Deutschland sieht – das hat Prof. Halle im Rahmen des ESC-Kongresses in München verraten. Rund 31.000 Kardiologen aus aller Welt nehmen an dem fünftägigen Fachkongress teil.

Sie sind Vorreiter von „Sport als Medizin" und setzen körperliches Training wie ein zusätzliches Medikament ein. Was sind Ihre wichtigsten Ziele im Amt des designierten Präsidenten?
Prof. Halle: „Innerhalb der europäischen Gesellschaft für Kardiologie ist der Bereich präventive Kardiologie und Sportkardiologie nach wie vor unterrepräsentiert. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass hier ein größeres Bewusstsein auch innerhalb der ESC vorhanden ist. Die Kooperation auszubauen und vor allen Dingen auch Präventionsmaßnahmen in Ländern wie Russland und den arabischen Staaten zu initiieren, halte ich für sehr wichtig. Dies gilt es, gemeinsam zu starten und diese Länder mit hohem Herz-Kreislauf-Risiko zu integrieren und zu unterstützen. Sport ist wirksam wie ein Medikament und kann viele Krankheiten und vorzeitige Todesfälle verhindern – wenn das Training richtig und individuell dosiert wird. Mit Aufklärungsarbeit und konkreten Handlungsempfehlungen können wir hier viel erreichen."

Fast jeder dritte Erwachsene leidet an Bluthochdruck und hat damit ein erhöhtes Risiko u. a. für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche. Was können Bluthochdruck-Patienten durch eine Sporttherapie schaffen?
Prof. Halle: „Einem gesunden, aktiven Lebensstil wird bei Bluthochdruck eine große Bedeutung beigemessen. Dies bestätigen die neuen Behandlungsleitlinien zu Diagnostik und Therapie erhöhten Blutdrucks, die heute beim ESC vorgestellt wurden. Entscheidend ist, dass normale Blutdruckwerte jetzt etwas niedriger definiert werden. Gewichtsabnahme und Intensivierung körperlicher Aktivität spielen hier eine entscheidende Rolle. Das Zusammenspiel zwischen Lebensstil und Medikamenten ist gerade bei Hypertonie von besonderer Bedeutung – aber nicht nur hier, sondern auch besonders beim Diabetes, der bei diesen Patienten häufig vergesellschaftet ist.
Die Praxis zeigt: Eine regelmäßige Ausdauerbelastung kann erhöhten Blutdruck bereits nach etwa drei Monaten um rund zehn mmHg senken. Dies lässt sich häufig bereits durch fünf Mal die Woche 15 Minuten zügiges Walken erreichen. Oft können dann Medikamente reduziert bzw. in leichten Fällen sogar weggelassen werden – also im Idealfall: Training statt Medikamente."

Was raten Sie Ärztekollegen – wie schaffen Sie es, Patienten dauerhaft für einen aktiven Lebensstil zu begeistern?
Prof. Halle: „Es reicht nicht, wenn der Hausarzt dem Patienten empfiehlt, dass er körperlich aktiv werden sollte. Je klarer die Anleitung, umso größer ist die Motivation des Patienten und umso größer ist die Chance, dass das körperliche Training langfristig einen selbstverständlichen Platz im Alltag erhält, wie das Zähneputzen oder die Medikamente, die der Patient täglich einnimmt. Für eine flächendeckende, nachhaltige Lebensstilumstellung braucht es aber nicht nur den Arzt – wir müssen die Berufsgruppen verknüpfen: Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Sportwissenschaftler, Krankenschwestern und andere. Dies ist eine zentrale Herausforderung für die optimale Versorgung von Patienten – egal, ob mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren oder bereits einer Herzerkrankung. Hier besteht nach wie vor ein großer Nachholbedarf vor allen Dingen in Deutschland. Da sind die skandinavischen Länder und auch England viel besser aufgestellt. Dringend notwendig ist ein europäisches Konzept, angepasst auf jedes Land – hinsichtlich Kultur, Versorgungsstrukturen und Gesundheitssystem. In der wissenschaftlichen Gesellschaft EAPC verbinden wir die Expertise der verschiedenen Berufsgruppen, mit dem Anspruch, Patienten dauerhaft besser versorgen zu können."